„…ich würde gerne einen Segelschein machen!“

So oder so ähnlich beginnen Textnachrichten oder Anrufe, die ich von Zeit zu Zeit erhalte. Dann freue ich mich, dass jemand anderes sich für diesen Sport, dieses Hobby oder was auch immer es für die jeweilige Person (für mich ist es ja quasi Lebenseinstellung) ist, entschieden hat. 🙂
Anschließend folgt eine Einführung in die wilde Welt deutscher Segelscheine, der Voraussetzungen, des Ablaufs und so weiter. Warum also das ganze nicht mal kompakt und sauber in einem Blogartikel zusammenfassen?

Sicherheitshalber sollte ich erwähnen: Dieser Artikel ist für Leute gedacht, die keine Ahnung haben, wo und wie sie anfangen sollen. Daher lasse ich einige Teile weg, die für den Einsteiger erstmal nicht wichtig sind, und die man eh kennen lernt, wenn man erstmal im Prozess ist (in Fachkundenachweise und Bodenseepatent kann man sich später nochmal einlesen) und vereinfache die Prozeduren ein wenig, um Anfänger nicht anzuschrecken. Alles klar? Dann los…

Phase 1 – Die Scheine an sich und deren Voraussetzungen

Wie der Titel schon verrät: Es gibt in Deutschland mehr als einen Schein, den der Segler erwerben kann. Also sollten wir beginnen mit einem kleinen Überblick. Um das ganze ein wenig übersichtlicher zu gestalten, hab ich hier auch eine kleine Grafik dazu.

Sportbootführerschein See
(SBF See):

Hier beginnt quasi alles. Der Sportbootführerschein See ist DIE Grundlage für den Bootssport auf See (Für die ganz blutigen Anfänger: Der Bootsfahrer versteht unter „See“ immer das Meer, Flüsse und Seen werden hier unter „Binnen“ zusammengefasst). Für den SBF See müsst ihr mindestens 16 Jahre alt sein, ein ärztliches Zeugnis vorlegen, dass euch gesundheitliche Tauglichkeit nachweisen und „zuverlässig“ – also „nicht gegen verkehrsstrafrechtliche Vorschriften erheblich verstoßen und deswegen rechtskräftig verurteilt worden“-sein. Wer schon mal aktenkundig wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt wurde, hat kaum Chancen, diesen Schein zu erwerben.
Aus gesetzlicher Sicht ist der SBF See nicht auf den Gültigkeitsbereich der Seeschifffahrtsstraßenordnung, also die 3-Meilen-Zone beschränkt; was das bedeutet, erkläre ich später.
Grundsätzlich lernt ihr beim SBF See die Grundlagen wie man ein Motorboot führt – Navigation, Schifffahrtsrecht, Seemannschaft, in der Praxis dann noch Anlegen und Mann-über-Bord unter Motor. Aber eben auch nur die Grundlagen. Die Prüfung ist Multiple Choice, Segeln spielt hier erstmal keine Rolle.

Sportküstenschifferschein (SKS):

Der Sportküstenschifferschein ist quasi der erste „Segelschein“ den ihr macht – die Inhalte sind abgestimmt auf das Führen von Sportbooten unter Segel und Motor in Küstengewässern (12 sm vor der Küste). Auch hier müsst ihr 16 Jahre alt, körperlich tauglich und zuverlässig sein (siehe oben), zusätzlich müsst ihr hier als Voraussetzung noch Inhaber eines SBF See sein und für die Praxisprüfung 300 Seemeilen auf Yachten in Küstengewässern nachweisen.
Habt ihr den SKS erworben, seid ihr quasi Segler. Ihr habt grundlegende Kenntnisse in Navigation, Recht, Seemannschaft und habt zumindest die grundlegenden Manöver des Bootssports schon einmal trainiert. Ob ihr auch GUTE Segler seid, steht noch nicht fest 😉 . Wie ihr dahin kommt und wie es von da an weitergehen sollte, erläutere ich weiter unten.

Sportseeschifferschein (SSS):

Jetzt kommen wir zur hohen Schule des Scheinsammelns – dem Sportseeschifferschein, oder wie man mir schon mal sagte: Der „Skipperschein“. Offiziell abgestimmt auf das Führen von Sportbooten unter Segel und Motor in küstennahen Seegewässern (30 sm von Land weg sowie auf ein paar Meeren, die ich jetzt nicht alle aufzähle).
Um diesen Schein zu erwerben, benötigt ihr insgesamt 700 nachgewiesene Seemeilen nach Erwerb des SKS (oder 1000 nachgewiesene Seemeilen als Wachführer nach dem SBF See). Aber Vorsicht: Der inhaltliche Sprung von SKS zu SSS ist immens! Viel Stoff zu lernen und es werden mehr Details gefragt (Beispiel gefällig? Ihr müsst nicht nur die Ausweichregeln auf See können, sondern auch die genaue Nummer und Unternummer aus den KVR (=Kollisionsverhütungsregeln) wissen). Zusätzlich prüft man euch in der praktischen Prüfung darauf, ob ihr an Bord alles im Blick habt – auch eure Crew. Und könnt ihr ein Mann-über-Bord-Manöver auch alleine fahren? Nach der SSS-Ausbildung könnt ihr es (hoffentlich, so ihr einen guten Lehrer habt).

Sporthochseeschifferschein (SHS):

Hohe Schule hatten wir schon, danach kommt die Königsklasse der Segelscheine! Der Sporthochseeschifferschein ist der amtliche Sportbootführerschein für weltweite Fahrt. Hier tut ihr euch was an: Es kommen z.B. globale Wettersysteme, Astronavigation und noch ein paar andere knackige Themen hinzu, die ihr büffeln dürft. Für diesen Schein müsst ihr mindestens 18 Jahre alt sein und nochmal 1000 Seemeilen als Skipper, Coskipper oder Wachführer nach Erwerb des SSS vorweisen. Dafür erwartet euch am Ende nur eine schriftliche Prüfung, eine praktische Prüfung gibt es hier nicht mehr.

Sportbootführerschein Binnen (SBF Binnen):

Der Vollständigkeit halber und weil ich immer wieder danach gefragt werde, erwähne ich hier noch den Sportbootführerschein Binnen. Den benötigt ihr zum Führen von Sportbooten auf „Bundeswasserstraßen im Bereich der Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung“, und da liegt schon der erste Hund begraben: Mit Wasserstraßen sind Flüsse und Kanäle gemeint. Seen fallen hier schon mal raus. Zusätzlich haben einige Gewässer (z.B. Rhein, Donau oder der Bodensee) eigene Schiffahrtsordungen. Hinzu kommen noch die Verordnungen der Länder.
Kurzum: Bevor ihr diesen Schein macht, guckt erstmal, ob ihr ihn überhaupt braucht dort wo ihr vorhabt, unterwegs zu sein. Der praktische Teil unterscheidet sich so wenig vom SBF See, dass euch die Praxisprüfung für letzteren auch für den Binnenschein angerechnet wird.
Wisst ihr von Anfang an, dass es euch eh aufs Meer hinaus zieht, und euch Seen und Flüsse ziemlich egal sind, könnt ihr aber auch getrost auf diesen Schein verzichten.

Beschränkt gültiges/Allgemeines Funkbetriebszeugnis (SRC/LRC):

„Short Range Certificate“ und „Long Range Certificate“ (daher die Abkürzungen) sind streng genommen keine Segelscheine, dennoch aber für den Segler nützlich. Denn befindet sich ein Funkgerät an Bord eures (Charter-)Bootes, werdet ihr auch einen Schein dafür brauchen. Während sich der SRC nur mit UKW/VHF beschäftigt (dem Standard auf jedem Boot), ergänzt der LRC den Stoff noch um Grenz- und Kurzwelle sowie Satelliten-Kommunikation (was ihr vermutlich auf KEINEM Charterboot finden werdet). Welchen Schein davon ihr macht, bleibt letzten Endes eurem Interesse für Funk überlassen. Beide Scheine sind multiple choice, für den LRC müssen ein paar zusätzliche Fragen mehr beantwortet werden.

Phase 2 – Wie gehe ich am besten vor?

Die Basics: Der Sportbootführerschein

Der beste Anfang ist immer am Anfang: ihr braucht den Sportbootführerschein See. Der klassische Weg hierzu führt direkt zu einer Schule. Hier wird man euch gleich auf den Theorie-Kurs verweisen. In der Regel kann euch jede Bootsschule in geografischer Nähe eine fundierte Ausbildung zur Theorie des Sportbootführerscheins vermitteln.
Hier ist der Punkt, an dem ich mit ketzerischen Gedanken spiele: Immer öfter wird mir zugetragen, dass es hervorragende Handy-Apps gäbe, mit denen man sich auf die Fragen vorbereiten könne. Die theoretische Prüfung ist multiple choice. Die Fragen sind auch im Netz verfügbar. Und da ich der festen Überzeugung bin, dass es einen fundamentalen Unterschied zwischen „etwas können“ und „eine Prüfung bestehen“ gibt, sage ich ganz ehrlich: Macht hier was euch besser hilft. Manche können mit modernen technischen Hilfsmitteln sehr gut lernen, manche brauchen einen Lehrer, der Fragen beantwortet. Nebenbei hilft letzterer dabei, die Navigationsaufgaben zu lernen.
Wie auch immer ihr durch die theoretische Prüfung gekämpft habt: Für die Praxis führt kein Weg an einer Schule vorbei. Anlegen und Ablegen sowie das Mann-über-Bord-Manöver lassen sich weder im Frontalunterricht noch in der App lernen. Ihr müsst euch also eine Schule in eurer Nähe suchen.

Das Können: Der SKS und die Sache mit den Seemeilen

Ungeachtet dessen was ihr wirklich braucht (siehe Phase 3) oder wie gut ihr seid: Ich empfehle jedem Segel-Fan mit ernsthaften Absichten zumindest den Sportküstenschifferschein zu machen. Warum? Weil der SBF See nicht die Inhalte vermittelt, die ihr für euren Segeltraumurlaub braucht.
Die häufigste Frage die man mir in diesem Zusammenhang stellt ist: Wie komme ich auf die 300 Seemeilen (der Einfachheit ab sofort und für alle Ewigkeit mit „sm“ abgekürzt), die ich für die Praxisprüfung brauche?
Die Antwort ist ganz einfach: Geht segeln! Und zwar auf dem Meer (Binnengewässer zählen nicht). 150 sm kann man relativ einfach bei einem netten Urlaubstörn erreihen. Da ich ja eh meistens von Leuten gefragt werde, die bereits eine Woche Törn mit mir hinter sich haben: Ihr solltet normalerweise nach einer Woche genug Seemeilen gesammelt haben! Denn bedenkt: Die praktische Ausbildung dauert bei den meisten Segelschulen eh schon eine Woche. Und in dieser Zeit werdet ihr vermutlich auch nochmal 150 sm absolvieren. Nach Adam Riese habt ihr also am Ende eures Ausbildungstörns die benötigten 300 sm voll, wenn ihr dann zur Prüfung antretet.
Was aber wenn ich keinen Bekannten habe für die ersten 150 sm? Auch das ist in der Regel kein Problem. Seriöse Segelschulen werden euch auch die Möglichkeit anbieten 14 Tage auf Törn zu fahren und dort die 300 sm zu absolvieren.
Achtung: Einige Schulen versprechen euch auch 300 sm in EINER Woche, Ausbildung inklusive. Davon würde ich persönlich eher Abstand nehmen! Zwar kann man die Gesamtstrecke auch in einer Woche runterreißen; doch besteht gerade bei wenig Wind oder schlechtem Wetter die Chance dass eure Ausbildung dabei zu kurz kommt. Lieber ein wenig mehr Zeit nehmen und auf eine solide Ausbildung achten als Zeit sparen. Denn den Segelschein habt ihr idealerweise ein Leben lang, was macht da schon die eine Woche auf dem Boot…
Wenn alles klappt habt seid ihr also stolzer Träger des Sportküstenschifferscheins! Hurra!

Die Sache mit dem Funkgerät…

Ich gehe mal schwer davon aus, dass die Wenigsten meiner Leser das Kleingeld haben, um sich sofort ein Boot zu kaufen. Ihr werdet euch also in die Reihe der Charter-Touristen einreihen müssen, um zu eurer jährlichen Dosis Segeln zu kommen. Spätestens wenn ihr dann aber in der Marina steht und euer Charterboot in Empfang nehmen wollt werdet ihr vor folgendem Problem stehen: Der Vercharterer will von euch euer Funkbetriebszeugnis sehen!
Da heutzutage (Stand 2019, falls das in 10 Jahren noch jemand liest) quasi jedes Charterboot (und auch jedes Eignerboot) mindestens über ein VHF-Funkgerät verfügt verlangen seriöse Vercharterer dementsprechend auch ein Funkbetriebszeugnis von mindestens einem Crewmitglied. Da bietet es sich an, dass der Skipper (wider Allem was ich im nächsten Punkt anspreche seit das vermutlich ihr) eben jenes Zeugnis hat.
Also ab zurück zur Segelschule; Ein SRC ist recht leicht gemacht. Wenn ihr euch wie schon erwähnt für Funk interessiert rate ich jedem gleich direkt ein LRC zu machen – der Mehraufwand ist für Interessierte überschaubar und meist ist es finanziell sogar günstiger gleich einen kombinierten Kurs für SRC+LRC zu machen.

Lasst mich skippern, ich kann das! Oder?

Ihr habt also auf mich gehört und SBF See, SKS und SRC/LRC gemacht. Nun sollte man doch meinen, man kann euch ein Boot anvertrauen (siehe auch Phase 3).
Theoretisch ja, doch ich wage zu widersprechen…
Tatsächlich ist es ein klassischer Fehler, den viele Segler (mich eingeschlossen) begangen haben: Ich hab den SKS, also bin ich Skipper. Liebe Freunde des Segelns, lasst euch sagen, ihr irrt. Denn wenn ihr dann mal tatsächlich auf „eurem“ Boot steht und die Verantwortung tragen müsst, werdet ihr merken, dass die Sache nicht so leicht ist, wie damals auf dem Ausbildungstörn, als ein fachkundiger Ausbilder hinter euch stand und euch geholfen hat, wenn ihr euch eurer Sache nicht so sicher wart.
Aber fürchtet euch nicht, es gibt Abhilfe. Das Einfachste ist: Geht wieder segeln, idealerweise mit genau den Skippern, die euch schon eure ersten Seemeilen attestiert haben. Da ihr nun ein wenig mehr Bescheid wisst über die Basics könnt ihr euch nun darauf konzentrieren die Feinheiten der Schiffsführung zu erlernen. Da euch nun hoffentlich der Unterschied zwischen Schot und Fall geläufig ist könnt ihr euch mit Details beschäftigen: Wie war das nochmal mit der Mooring-Leine? Wann bezahle ich meinen Liegeplatz in der Marina? Und dieses Ein- und Ausklarieren, wie ging das nochmal?
Und falls ihr keinen kundigen Skipper habt, von dem ihr euch das Eine oder Andere abschauen könnt, steht vermutlich eure Segelschule schon parat: Skippertraining heißt das Zauberwort. Da ihr nun keine Prüfung mehr zu bestehen, habt kann euch ein Segellehrer helfen, genau die Bereiche nochmal zu trainieren, die bei eurer Ausbildung zu kurz gekommen sind. Ihr werdet staunen was es da noch alles zu lernen gibt. An dieser Stelle möchte ich euch auch noch ein Hafenmanövertraining ans Herz legen: An- und Ablegen sind die Angstmanöver jedes Charter-Seglers. Grund genug sie einmal ordentlich zu trainieren. Dieses Geld ist sicher nicht verschwendet und der Mehrwert wird euch vermutlich euer gesamtes restliches Seglerleben begleiten.

Die Kür: Das erste Kommando und weitere Scheine

Ihr habt also den SKS, habt ein Skipper-Training und vielleicht auch ein Hafenmanövertraining gemacht. Ein paar mehr Seemeilen habt ihr auch schon absolviert. Ja, ihr solltet jetzt eigentlich reif sein selbst ein Boot zu chartern und eine Crew über die Meere zu navigieren. Ich wünsche euch viel Spaß dabei. Bedenkt eines: Die See ist eine launische Geliebte und Demut vor den Naturgewalten steht euch immer gut zu Gesicht (das sollten euch eure Lehrer auf dem Weg bis hier auch gut zu verstehen gegeben haben, ansonsten lest weiter bis zum Punkt „macht mich ein Schein schon zum Segler“)
Ab hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Mache ich weitere Scheine?
Brauchen werdet ihr Sie nicht. Wollt ihr einfach nur hin und wieder einen schönen Urlaub mit und auf dem Segelboot verleben könnt ihr hier eigentlich aufhören. Unzählige erfahrene Skipper haben nie mehr als den SKS gemacht.
Wollt ihr allerdings euer Wissen erweitern, kompetenter werden, gar gewerblich Sportboote führen, dann führt euer logischer Weg zu SSS und SHS. Fragt hier eine Segelschule eures Vertrauens.
Ansonsten wünsche ich euch immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel.

Phase 3: Fragen und Antworten

Wie lange brauche ich?

Die kurze Antwort hierauf ist: Solange wie es braucht. Kein Scheiß, nehmt euch die Zeit! Es bringt hier überhaupt nichts, hetzen zu wollen. Im Gegenteil: Die Scheine kann man mit ein bisschen Sitzfleisch recht schnell durchackern, aber was ihr wirklich braucht ist Know How. Denn das Meer verzeiht keine Flüchtigkeitsfehler und man eben rechts ran fahren und den ADAC rufen funktioniert hier nicht. Also nehmt euch die Zeit.
Segelschulen geben meist recht detailliert an, wie lange ihre Kurse brauchen – Nehmt euch sicherheitshalber aber mal ein Jahr lang Zeit für SBF See, SKS und SRC. Solltet ihr schneller fertig sein, macht das gar nichts, schlimmer ist es schon mal, der Crew den tollen Segeltörn zu versprechen, bevor man selbst mit dem ersten Schein angefangen hat. Die See ist geduldig, seid es auch.
Vermeidet Abkürzungen! Gesparte Zeit und gespartes Geld sind gesparte Sicherheit.

Ok, welchen Schein brauche ich WIRKLICH?

In erster Linie den Schein, den der Vercharterer von euch sehen will. In Nord- und Ostsee ist man da meist sehr streng was SBF See und SKS angeht, im Mittelmeer legen Vercharterer oft etwas „mediterranere“ – sprich lockerere – Ansprüche an. Geschichten kursieren vom Kroatischen Segelpatent, dass man in einem Nachmittag beim Hafenmeister machen kann.
Was ihr WIRKLICH braucht, ist vor allem das grundlegende Know How. SBF See und SKS sind meinem Befinden nach eine gute Möglichkeit an die Materie herangeführt zu werden, wenn auch nicht die einzige Möglichkeit; und auch kein Garant, dass man hinterher alles Nötige weiß (Alles sowieso nie).
Die Sache mit den „X sm vor der Küste“ beschreibe ich übrigens noch weiter unten.

Macht mich ein Schein schon zum Segler?

Ich kannte da mal einen DSV-Prüfer, der hat jede Prüfung mit dem Satz beendet: „Und wenn sie mal in einen Sturm fahren, dann winken sie kräftig mit ihrem Segelschein damit der Sturm auch weiß, wie er sich zu verhalten hat“.
Anders gesagt: Ein Schein macht noch keinen Segler. Und man hüte sich davor zu glauben dass ein Segelschein ein Garant für Können ist. Stattdessen ist das Segeln ein lebenslanger Lernprozess. Es gibt immer neue Situationen zu meistern und immer neue Erfahrungen zu gewinnen. Daher rate ich Jedem: Seid offen für neue Erfahrungen und seit immer bereit zu lernen! Demut ist euer größter Verbündeter wenn es darum geht Gefahr zu vermeiden und Wissen zu erlangen.
Lasst euch übrigens auch nicht beeindrucken von der Zahl gefahrener Seemeilen: Manch einer blickt zurück auf 10.000 sm, die er bei schönem Wetter zwischen nahe beieinander gelegenen Inseln absolviert hat ohne jemals eine Batterie zu wechseln oder ein Segel zu flicken. Jeder Segler ist zeitlebens Lehrer und Schüler zugleich; letzten Endes ist die Natur unsere Lehrerin.

Der Binnensegelschein

Viele Segelschulen bieten wie selbstverständlich einen Binnensegelkurs an. Von vielen Seglern wird das als die „seglerische Grundausbildung“ angesehen, in der man lernt, eine (meist) Jolle nur unter Segeln zu bewegen, sowie Segelstellung, Umgang mit dem Wind und so weiter. Ob ich euch hier nun empfehle erstmal diesen Binnensegelkurs zu machen? Sagen wir es so: Ich habe es nicht. Und ich habe bis heute auch noch nichts vermisst. Für mich persönlich konnte ich feststellen – ich weiß, ein zweiter ketzerischer Gedanke – dass es nicht nötig ist, weil man bei der Ausbildung zum Fahrtensegler die selben Fähigkeiten quasi nebenbei erlernt.
Besteht euer persönlicher Spaß darin, möglichst schnell übers Wasser zu gleiten, noch den letzten halben Knoten aus dem Rigg zu kitzeln und vielleicht auch mal die eine oder andere Regatta zu fahren, sind solche Kurse natürlich Gold wert und sollten nicht ausgelassen werden.
Seht ihr euch selber eher dabei, die Meere zu erkunden, ohne dass es auf ein paar Stunden mehr oder weniger ankommt, dann ist ein Binnensegelkurs eher ein optionales Vergnügen.

Die Sache mit den Küstengewässern

„Der Inhaber ist befähigt zum Führen von Yachten […] auf den Küstengewässern aller Meere bis zu 12 Seemeilen Abstand von der Festlandküste.“
Dieser oder ähnliche Sätze finden sich irgendwo auf allen Bootsscheinen und definieren eine Zone, in der ihr mit eurem Schein „offiziell fahren“ dürft – meist sind das X Seemeilen Abstand zum Festland.
„Und wenn ich weiter rausfahre? Bekomm ich dann einen Strafzettel und muss zurück?“ fragt ihr – zurecht! Natürlich kommt kein Polizeiboot und schleppt euch zurück wenn, ihr zu weit rausgefahren seid. Die Angabe in eurem Schein gibt eher Auskunft darüber, in welche offiziellen Inhalten ihr geprüft wurdet – und beim SBF See habt ihr natürlich noch nicht gelernt wie man sich auf hoher See orientiert und wie Großkreisnavigation funktioniert. Es geht hier also nicht um „Dürfen“, sondern um attestiertes „Können“ (siehe hier auch nochmal den Punkt Macht ein Schein mich schon zum Segler?).
Wo das aber dennoch auch rechtlich relevant wird, ist sobald eine Versicherung ins Spiel kommt. Den passenden Schein zum Gebiet haben kann also nicht schaden, wenn man eh Interesse an der Materie hat.

Phase 4: Loslegen

Worauf wartet Ihr noch? Auf geht’s. Die Weltmeere warten. Egal ob Urlaubstörn oder Weltumsegler, es beginnt alles mit der ersten Seemeile.
Ihr habt vor der ganzen Sache noch zu viel Respekt? Gut, denn die See ist eine launische Geliebte. Respekt vor Wind und Welle wird euch vor manchem Leichtsinnsfehler bewahren. Und dennoch sollte es euch nicht hindern.

Ich wünsche euch viel Spaß auf eurer Reise.
Man sieht sich.

-Jörg

Sonnenuntergang über dem Atlantik
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Tag 7: Alles hat ein Ende…

Start: Sa Rápita
Ziel: Palma
Strecke: 25 sm

Gesamtstrecke: 155 nm

Ein letzter Schlag, Freunde! Das Wetter macht uns den Abschied ein wenig leichter, denn er versagt und eine letzte Chance die Segel zu nutzen. Doch der Reihe nach:

Wir erheben uns zeitig, denn der letzte Schlag nach Palma de Mallorca steht an. So legen wir also in der Marina Club Nautico La Rápita ab und machen uns auf den Weg.
Der Himmel ist teils bewölkt, es ist nicht mehr so sonnig wie die letzten Tage, dafür hat uns der Wind heute verlassen. Wir haben es zwar für eine halbe Stunde mit Segeln versucht, aber da wir das Boot vor 16:00 nach Palma bringen müssen, entscheide ich dass wir dann doch den Motor nehmen statt bei Flaute rum zu dümpeln und auf Wind zu warten. Und so sind wir zeitig in der Marina Nautico Balear und nach einem reibungslosen Anleger liegen wir also wieder am Platz.
Noch während der Fahrt hat der Smutje die Nudelspeise von gestern in einen leckeren Auflauf verwandelt, den wir uns nun – quasi als Belohnung für den Anleger – zu Gemüte führen.

Und dann kommt auch schon der Mitarbeiter vom Vercharterer. Am Boot gibt’s von seiner Seite nichts zu monieren – von unserer Seite (mit Ausnahme der Geschichte mit dem Fäkalientank, was er sich auch nicht erklären kann) ja auch nicht. Und so geben wir die Amelva offiziell zurück.

Ein Teil der Crew startet anschließend einen Erkundungsgang, der Smut und ich gönnen uns derweil ein Nickerchen. Der restliche Plan für heute: Restevernichtung und ein letzter Abend auf dem Boot…

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Tag 6: Wind kommt auf!

Start: Cala d'Or
Ziel: Sa Rápita
Strecke: 33,2 sm

Der Morgen ist wunderbar sonnig und hat es windet. Endlich mal ordentlich Wind! Wir frühstücken und machen dann klar Schiff. Und dann raus aus der Bucht. Und schon bald haben wir einen vorzüglichen Segelwind – 15 kn aus Norden.

Hoch das Tuch! Kaum sind die Segel oben, schießt das Boot mit 9 Knoten durch die See und es kommt Segelstimmung auf. Mit Life Belts und Automatikwesten ausgestattet sitzen wir in der Plicht und genießen – soweit möglich. Denn es ist das erste mal dass wir auch etwas höhere Wellen haben und das Geschaukel setzt meiner tapferen, allerdings noch etwas unerfahrenen Crew ein wenig zu – die Mägen werden etwas flau.

Nach einer Stunde unter raumem Wind versuchen wir eine Halse, doch der Wind frischt auf und es wird Zeit zum Reffen. Rollreffanlagen sind ja auf vielen Charteryachten quasi Usus, doch haben sie manchmal auch ihre Tücken: Denn die Endlosleine rutscht durch die Rolle, das Segel springt, einmal eingerollt, wieder aus dem Mast. Zugleich spielt uns die Genua einen Streich und verhindert, dass der Rudergänger das Boot sauber im Wind halten kann während ich noch versuche das Problem mit dem Großsegel zu lösen. Es hilft nichts, der Motor muss helfen. Ich hole also die Genua wieder ein, gehe an den Mast und rolle das Segel dort direkt ein (die Ratsche umgestellt, so dass es nicht mehr rausrutschen kann). Dann gilt es noch die Vorschoten zu entwirren. Es kostet mich einige Mühen, aber nach einer Zeit des Wurschtelns auf dem Vorschiff (meine eher unerfahrene Crew möchte ich dieser Gefahr nicht aussetzen, dazu bewegen sie sich noch nicht sicher genug an Deck).
Nach einer halben Stunde ist alles entwirrt, gerefft, neu eingefädelt und das Boot fährt mit gerefften Segeln und Halbwindkurs weiter. Dafür ist mir jetzt flau im Magen.

Sa Rápita voraus!

Ich gebe ja immer gerne Tipps gegen Seekrankheit. Hier einer den ich noch nicht kannte: Man lasse die Crew laut Shanties singen! Egal wie gut sie singen kann, die Ablenkung hilft und die Seekrankheit kann so wirkungsvoll bekämpft werden. Nun wird es auch ein wenig gemütlicher, bald segeln wir wieder unter Landabdeckung und die See ist etwas glatter.

Zwei Seemeilen vor Sa Rápita lass ich dann Segel bergen – das Ziel liegt nämlich genau in der Richtung aus der der Wind kommt. Nun dampfen wir gemütlich unter Motor in die Marina ein und legen einen fast mustergültigen Anleger hin.

Die Vorfreude auf das Abendessen ist groß, auch wenn wir alle ein bisschen erledigt sind – so ein Tag unter Segeln strengt doch ein wenig an. Nichts desto trotz spricht die Crew seit vorgestern schon von dem Restaurant in dem wir Sonntag waren und daher bin ich zuversichtlich dass es heute noch Banoffee zum Nachtisch geben wird…

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Tag 5: Flaute!

Start: Porto Christo
Ziel: Cala d'Or
Strecke: 15,1 sm

Das war mal teuer: 92€ dafür dass Duschen und WCs momentan nicht benutzbar sind und das WLAN auch nicht funktioniert. Diskutieren erschien uns aber reichlich sinnlos, denn auch das Büro war auch im Urlaub und der verbliebene Marinero schien eh schon peinlich berührt.

Egal, wir verlassen Porto Christo und machen uns auf gen Süden, denn der Zenit der Reise ist schon überschritten.

Es ist warm auf dem Meer, die Sonne scheint und was vor allem fehlt ist Wind. Der Flautenschieber (aka Motor) muss also herhalten und uns nach Süden bringen. Gegen 14:30 sind wir auf höhe von Cala d’Or. Wir entscheiden uns nicht gleich in die Marina einzulaufen sondern das Lüftchen, dass sich noch regt, auszunutzen und ein wenig auf der Stelle herumzusegen. Weit bringt es uns allerdings nicht weg von der Bucht, so wird eher ein faules Dümpeln daraus, das wir zum Schlafen oder Lesen verwenden. Gegen 16:00 beenden wir das ganze und laufen in den Hafen von Cala d’Or ein.

Die heiße Dusche, die Porto Christo uns verwehrt hat ist schnell nachgeholt. Wir überlegen kurz nach dem vorzüglichen Nudelgericht das uns der Smut zum Abendessen gekocht hat noch in eine Bar zu gehen – aber wir sind träge und entscheiden uns dagegen. Stattdessen lungern wir an Bord rum und amüsieren uns köstlich.

Einziger Wermutstropfen: Der Fäkalientank scheint undicht zu sein – gelbes Wasser sammelt sich in der Bilge.
An dieser Stelle tut sich mir die Frage auf wer dieses Boot werftseitig so konstruiert hat dass der Ansaugstutzen der Bilgenpumpe NICHT am tiefsten Punkt der Bilge liegt sondern einen guten Meter achterlicher. Also hilft es nichts; Aus einer Cola-Flasche ist schnell ein Ösfass improvisiert und mit Schwamm und Pütz ist die Brühe schnell entfernt. Dennoch ned schön. Aber die gute Stimmung tröstet schnell drüber hinweg. Nachts kommt Wind auf, doch wir liegen gut vertäut am Ponton.

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Tag 4: Nordwärts!

Start: Cabrera
Ziel: Porto Christo
Strecke: 37,3 sm

Nach dem Silvesterabend gönnen wir uns im neuen Jahr erstmal ne Extramütze Schlaf. Als wir aufwachen ist es schon sonnig und warm – ein guter Start ins frisch geschlüpfte 2019. Wir lassen es entspannt angehen mit gutem Frühstück und zwei meiner mutigen Crewmitglieder wagen sogar ein Bad im Meer, das laut Wetterbericht 18°C haben soll, sich aber eher wie 1,5 cm anfühlt.

Adieu, Cabrera!

Dann brechen wir auf. Die Windprognose ist erstmal enttäuschend, also motoren wir gen Norden, während der Flautenschieber gleichzeitig unsere Schiffsbatterien wieder auflädt (wir hatten gestern nach dem Anlegen vergessen den Kühlschrank auszumachen).

Nach einer Stunde hingegen frischte der Wind ein wenig auf. Und weil wir auf einem Segelboot sitzen wollten wir das natürlich auch ausnutzen – wir hatten ja keine Eile. Also machten wir uns mit raumem Wind und gemütlichen 2-3 Knoten Fahrt weiter Richtung Norden.

Eine Stunde vor unserem geplanten Ziel – Cala d’Or – nahm der Wind allerdings nochmal zu. Also beschlossen wir dies auszunutzen und änderten den Plan – Neuer Kurs – Nach Porto Christo! Mit halbem Wind und schicken 6 Knoten Fahrt. Das ganze bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. So macht Segeln Spaß; Vor allem im Dezember.

Wind kommt auf – langsam

Kurz nach Sonnenuntergang nahm der Wind dann ab. macht aber nix, Lampen an, Motor an und die restlichen 3 Seemeilen unter Motor.

An dieser Stelle ein kleines Ärgernis für mich: Mooring-leinen, die nicht zur Anlegestelle passen! Wie ich mich auch an diesem Abend bemühte, das Boot lag schief am Ponton. Pragmatisch gesehen nicht schlimm, es lag ja fest vertäut mit 2 Mooringleinen da, aber für den Perfektionisten in mir eine kleine Scharte.
Ach ja, Ärgernis für alle Andern: Duschen und Toiletten der Marina sind in Renovierung und daher zu. Und das WLAN geht auch ned… hmpf. Zum Glück gibt’s Mobilfunknetz (Selbst auf Cabrera hatten wir übrigens besseres Netz als in Deutschland, just saying).

Wir haben uns gegen Essen gehen und für Kochen entschieden. Es gab Sailor’s Classic: Nudeln mit Soße alá „was wir an Bord haben“. Der erfahrende Segler weiß allerdings auch, dass dieses Gericht eigentlich IMMER lecker ist! Und das war’s auch. Unser Smut ist sehr begabt darin aus einfachen Dingen wahre Meisterwerke zu zaubern.
Der restliche Abend verlief ruhig; Die schon mal erwähnte um sich greifende allgemeine Müdigkeit, die wohl irgendwie zum Thema dieses Törns avanciert, griff um sich und so beendeten wir den Tag mit interessanten Gesprächen und allgemeinem Herumlungern.

Morgen geht es wieder nach Süden.

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Tag 3: Silvester!!!

Start: Sa Rapita
Ziel: Cabrera
Strecke: 15,8 sm

Reise Reise! Um 8 Uhr erheben wir uns und nehmen Frühstück zu uns. Heute, am letzten Tag des Jahres 2018, steht die Überfahrt nach Cabrera an, wo wir den Jahreswechsel gebührend zelebrieren wollen. Also legen wir ab und machen uns auf dem Weg.

Die Flaggen wehen unter strahend blauem Himmel

Die Winde stehen nicht schlecht, wir können mit raumen Wind direkt Cabrera ansteuern. Stark bläst es nicht, aber dafür beständig. mit gemächlichen 4 Knoten sind wir also auf dem Weg.
Offensichtlich löst die Seeluft in meiner Crew eine große Müdigkeit aus. Denn im Laufe des Tages verschwinden alle bis eine unter Deck um sich „mal eben 10 Minuten abzulegen“ – was sich bereits seit dem zweiten Tag langsam als Running Gag dieses Törns zu etablieren scheint – denn „1o Minuten“ können hier aus relativistischen Gründen auch mal 2 Stunden dauern.
Also sind wir zum Schluss nur noch zu zweit an Deck. Dieser Abschnitt gestaltet sich auch als recht schaukelig, da die Wellen zwar nicht sehr hoch sind, aber eine lange Dühnung quer zur Fahrtrichtung uns durchschaukelt sobald wir die Landabdeckung von Mallorca verlassen.

Gegen 16:00 erreichen wir dann unsere Endposition: Die Bucht von Cabrera. Ganz allein sind wir nicht, noch zwei andere Boote hatten den selben Plan wie wir, im Laufe des Abends gesellen sich auch noch zwei weitere dazu. Allerdings können wir die – zusammen mit den 20 Einwohnern von Cabrera – noch locker in unsere Vorstellung von „allein“ integrieren.

Der beste Ausblick für die Reise ins neue Jahr

Die Sonne scheint uns auf den Pelz, es ist herrlich warm und ruhig. Die Crew beschließt daher das lokale Castell zu besichtigen; Ich passe und bleibe an Bord weil ich besagtes Gemäuer schon kenne. Das Dingi soll meine Crew sicher an Land bringen. Ich weise sie kurz in die mystische Prozedur ein die nötig ist den Motor zu starten, dann schicke ich sie los.
Aus mir nicht einsehbaren Gründen geht der Motor aber bereits nach 10 Metern wieder aus (später erfahre ich dass jemand die Leine nicht aus dem Wasser geholt hat und diese den Motor gestoppt hat). Nun bietet sich mir ein amüsantes Possenstück: 4 Personen auf einem Dingi, die verzweifelt versuchen einen Außenbordmotor zu starten – und allesamt daran scheitern. Ein freundlicher Herr eilt darauf hin mit seinem Dingi zu Hilfe und bringt meine tapfere Crew zum Boot zurück.
Nun folgt die Pointe: während ich noch im meinem Kopf Ursachen für das Nicht-Aspringen durchgehe ziehe ich einmal am Starterseil… und der Motor beginnt sanft zu schnurren; was meine Crew mit empörter Überraschung zur Kenntnis nimmt.
Beim zweiten Anlauf gelingt die Fahrt an Land, diesmal haben sie aber zur Sicherheit Paddel dabei.
Ich lege mich hin und schlafe das Nickerchen der Gerechten.

Nach ihrer Erkundungstour kehrt die tapfere Crew zurück zum Boot, wo wir das Abendessen zubereiten (Kartoffel-Curry). Von Müdigkeit übermannt folgt ein weiteres Nickerchen der gesamten Crew, bis wir uns schließlich irgendwie müde und erschöpft wieder zum Essen aufraffen und auf Mitternacht warten.

Es ist magisch: Nicht nur dass um Mitternacht exakt NICHTS passiert (also kein Feuerwerk, kein Gegröle), setzen wir uns nach draußen – es hat 7°C – und betrachten einen atemberaubenden Sternenhimmel.
Bis halb Zwei nachts sitzen wir noch zusammen und unterhalten uns über Gott und die Welt. Und ich kann sagen: Selten hatte ich so ein schönes, unaufgeregtes Silvester.

Frohes neues Jahr euch allen!

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Tag 2 – Vorbei am Ballermann

Start: Palma de Mallorca
Ziel: Sa Rapita
Strecke: 29 sm

Vitamin-Vorräte sind vorhanden

Auf geht’s hinaus auf’s Meer! Nach einem ordentlichen Frühstück mit Rührei waren wir ausreichend gestärkt für den Tag. Nach einer Sicherheitseinführung und einer allgemeinen Einführung in die Handhabung des Bootes war es dann zeit abzulegen.

Die Segel hoch, Freunde! Bei strahlendem Sonnenschein und einem leichten Wind (2 Bft) von Süd-Süd-Ost geht es sanft dahin. Für unser Ziel nicht ganz so optimal, aber für erste Schritte auf einem Segelboot ganz angenehm. Wir genießen das Wetter – es hat um die 18°C, fühlt sich aber an wie 25°C. So kann man gut leben. Die Tiefenentspannung, die eine Reise unter Segel mit sich bringt, breitet sich in der Crew aus.

Ausgelaufen!

Da wir aber noch vor Einbruch der Dunkelheit ankommen wollen und sich gegen 4 Uhr Flaute breit macht entscheiden wir uns den guten alten Dieselmotor zu Hilfe zu nehmen. Der Flautenschieber bringt uns gelassen nach Sa Rapita, wo unser erstes Anlegemanöver (Anm.: Tatsächlich ist der Skipper zwar mittlerweile sehr erfahren, die Crew hingegen noch nicht so), schon recht gut klappt.

Es wird abend und wir gehen in die Stadt. Ein PHÄNOMENALES ABENDESSEN in einem kleinen Lokal in Sa Rapita – mit WAHNSINNIG guten Desserts!

Ausklingen lassen wir den abend in geselliger Runde bei ein wenig Bier und Gesellschaftsspielen.
Morgen geht’s dann Richtung Cabrera, wo wir das neue Jahr begrüßen werden.

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Tag 1: Ankunft

Start: Palma de Mallorca
Ziel: Ebenda

 

Nach einer Nacht in unserer wunderhübschen Ferienwohnung im Herzen von Palma brechen wir auf Richtung Marina Naviera Balear. Das Wetter ist gut, es hat 16°C die sich anfühlen wie 25.

Nach einem kleinen Telefon-Intermezzo („Ich arbeite gar nicht mehr für den Vercharterer, aber ich schick ihnen die Nummer vom Nachfolger“) konnten wir auch schon ersten Kontakt herstellen. Ein wenig müssen wir noch warten bis zur Bootsübergabe, Zeit die wir für ein leckeres Mittagessen in einem nahen Kaffee nutzen. Durch einen zauberhaften Zufall hat man uns das größere Boot gegeben, und so ist ab nun die Amelva, eine Bavaria 46 Cruiser, unser Zuhause für die nächste Woche. Diese stattliche Dame glänzt nicht nur durch phänomenal viel Platz im Innenraum und im Cockpit, sie ist auch in ausgezeichnetem Zustand mit Baujahr 2014 sogar noch ein recht junges Charterschiff – und kam gerade aus dem Trockendock, was ihren rundum gepflegten Zustand erklärt.

Nun ist es Zeit zum Einkaufen: Ich schicke meine tapfere Crew zum nahegelegenen Supermarkt für die notwendigen Eroberungen im Konsumtempel. Dann bunkern wir etliches an Fressalien in den Stauräumen (hier muss ich leider sagen dass ältere Bootsmodelle da ein wenig besser geschnitten und die Schapps und Stauräume etwas großzügiger sind).

Statt ein Restaurant aufzusuchen entscheiden wir uns für Abendessen an Bord, wo wir diverse Wurst- und Käsewaren aufs Brot packen – die Crew beginnt wohl schon ihr neues Domizil ins Herz zu schließen und will es wohl jetzt schon kaum verlassen – beste Voraussetzungen für Silvester in der Bucht 😉

Wir bringen den restlichen Abend mit Kartenspielen zu („Cards against Humanity“ anyone? 😉 ) und begeben uns dann ins Bett. Um Neun klingelt der Wecker, Zeit in See zu stechen.

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Jahreswechsel mal anders

Alle Jahre wieder: Was mach ich an Silvester?
Entweder man bekommt schon frühzeitig drölfzig Anfragen von denen man eh nur eine annehmen kann, oder aber man hat garnkeinen Plan bis zum Schluss.

Party, viele Leute, fette Sause, Feuerwerk? Nicht dieses Jahr hab ich mir gedacht. Keinen Bock. Mal was Gemütliches machen, fern ab vom Trubel der Silvesternacht. Und da kam es mir. Die Lösung lag auf der Hand. Warum nicht einfach mal Silvester an Bord?

Die Idee war also da. Jetzt ging’s an die Details. Wo? Erschwinglich sollte es sein. Gleichzeitig sollte das Wetter an besagtem Ort auch angenehm sein (wer will schon bei Temperaturen knapp über 0°C an Bord den Jahreswechsel feiern?).
Kroatien? Überraschenderweise ist das Klima dort auch ned so viel wärmer als in good old Bavaria. Übersee? Hm, teure Anreise, außerdem lohnt es kaum für nur eine Woche die lange Anreise auf sich zu nehmen.
Mallorca? Erschwinglich um diese Jahreszeit und Temperaturen zwischen 15 und 20°C. Perfekt! Also dann, Mallorca soll es sein!

Nun noch Crewsuche. Das große Dilemma bei jeder Törn-Planung. Wen nehm ich mit, passen die Leute zusammen und haben überhaupt genug Zeit. Ein kleiner Vorteil hier: Der Termin ist unverrückbar – Silvester ist nur an einem Tag im Jahr, die Termin-Schacherei fällt also aus 🙂

So hab ich also etliche gute Freunde um mich versammelt, ein Boot gechartert, und dann wieder was gelernt: Nimm nur Leute mit auf die du dich verlassen kannst. Also sind wir letzten Endes zu Fünft. Macht aber nix. Wird trotzdem gut.

Und nun auf zum Flieger, Mallorca wartet!

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Tag 8: Prüfung

Um 6:30 hab ich mir den Wecker gestellt… was unnötig war, denn um 6:15 konnte ich eh nimmer schlafen.
In der Nacht is mir nochmal einiges durch den Kopf gegangen, obwohl ich mir vorgenommen hab nicht über die Prüfung nachzugrübeln. Egal, es ist Samstag, ich bin wach und geduscht, es wird Zeit.

Nach dem Frühstück verbringe ich Zeit damit, das Boot schon mal zu putzen – hauptsächlich um mich abzulenken – während der Skipper auf dem Weg zu den Prüfern ist. Um Punkt 9 schlagen die beiden Herren vom DSV dann an Bord auf. Freundlich wird einander begrüßt, Formalitäten abgeklärt… ja und dann geht’s los!

Ablegen klappt problemlos. Wir fahren raus in die Bucht. Während wir noch ein wenig Abstand zum Land gewinnen beginnen auch schon die Fragen. Zum Verhalten im Notfall und den Notrollen an Bord. Ein wenig steh ich noch auf dem Schlauch hab ich das Gefühl…

Dann geht’s an Segel setzen: Da unsere Crew recht klein ist dauert es ein wenig, formal ist aber alles vollkommen korrekt.
Der Manöverkreis klappt zügig und fehlerlos – meine Nerven werden wieder etwas ruhiger und ich bin wieder voll fokussiert.

Es folgt ein wenig nicht prüfungsrelevanter Small Talk während wir auf Raumwindkurs dahinsegeln. Ich ahne was als nächstes kommt: Das für jede Segelprüfung obligatorische Boje-über-Bord-Manöver. Während der Prüfer mich noch einweist (ich soll jedes mir zur Verfügung stehende Mittel nutzen – zu deutsch: Ich soll den Motor verwenden) checke ich schnell die Lage und bereite mich schon mal innerlich vor.
Als die Boje dann über Bord geht spielen Hirn und Hände die in der letzten Woche ausgiebig eingeübten Handgriffe ab – und innerhalb kürzester Zeit ist die Boje wieder an Bord.
Die Prüfer sind ein wenig überrascht: Da ich es die ganze Woche so geübt habe hab ich das Manöver natürlich komplett alleine ausgeführt, inklusive Boje fischen. Damit hatten die beiden nicht gerechnet, sind aber durchaus beeindruckt.

Dann kommt die „Befragung“: Navigation, GPS, Radar… Zu Anfang steh ich noch ein wenig neben mir, doch nach einiger Zeit sprudelt das Wissen aus mir heraus; der eine oder andere Begriff ist mir zwar entfallen, dennoch zeigt sich der Prüfer höchst zufrieden wie er sagt, vor allem nachdem er erfährt dass mir die theoretischen Prüfungen zu Navigation und Seemannschaft noch fehlen.

Sein Kollege übernimmt und befragt mich zum Thema Wetter: HA! This is my strong suit! Souverän hangel ich mich durch seine Fragen und auch beim Thema Motor und Bordelektrik kann ich brillieren.

Während ich unter Deck Rede und Antwort stehen muss wurden oben schon die Segel eingeholt (puh, dann muss ich das nicht instruieren) und haben Kurs auf die Marina genommen.

Letzter Schritt: Anlegen in der Box. DAS kann ich! In einem geschmeidigen Rutsch gleitet die Sunny Joy in ihre Box, was die Prüfer scheinbar schwer beeindruckt.

Kurz besprechen sich die beiden Herren, dann gratuliert man mir.

BESTANDEN!!!

Der restliche Tag vergeht wie im Flug. Putzen, aufräumen, Auto einräumen und ab nach Hause! nach 5 Stunden setz ich den Skipper ab und mach mich auf den Weg nach Hause.

That’s all, Folks. Die Geschichte meines SSS-Ausbildungstörns endet auf meiner Couch 😉

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