Es war noch ein lustiger Abend im Johnny Foxes, dem Pub in Inverness das wir uns für den Abschluss ausgesucht haben. Geschichten wurden wiederholt, wir haben uns gegenseitig auf die Schultern geklopft ob dem Vollbrachten. Ein Lob an mich das ich hier erwähnen möchte, weil es mir besonders geschmeichelt hat: Als unser Skipper mit einen ähnlich hohen Wissensstand wie sich selbst attestiert hat.
Heute Morgen dann kam es zum unabwendbaren Moment an dem wir auseinander gehen mussten. Vier Fremde waren wir gewesen, zusammengezwängt auf einem 42″-Boot und vereint in einem wilden Abenteuer.
Nun sitze ich in London Heathrow, warte auf meinen Anschlussflug und sinniere über das was in den letzten zwei Wochen passiert ist…
In 12 Tagen haben wir 1134 Seemeilen zurückgelegt (für die nautisch weniger bewanderten: Das sind 2100 km!).
Wir haben tapfer unsere Wachen gehalten, haben Wind, Kälte und Nässe getrotzt. Alles drei hatten wir reichlich – die See drang durch undichte Luken und dank hoher Wellen ins Schiff ein, der Regen hat uns nass gemacht, es war oft kalt in unserem Boot. Gegessen haben wir insgesamt sehr wenig. Fast alle von uns haben sich unterwegs kalt ernährt; Knäckebrot, Wurst, Bananen… Tee haben wir gerne und massenhaft getrunken.
Wie Betrunkene sind wir bei voller Fahrt durchs Boot getorkelt, weil das Schiff zwischenzeitlich starke Schieflage hatte.
Geschlafen haben wir insgesamt wohl auch eher wenig.
Der geneigte Leser mag fragen: Und sowas macht Spaß?! Das machst du als Urlaub?
Zugegeben, es war nicht der klassische Badeurlaub mit Sonnenschein und Strand.
Genaugenommen – und das ist der große Negativpunkt – hatten wir nicht einmal Zeit für Sightseeing. Ich war auf Island, den Färöer und den Orkneys, aber richtig Zeit die Orte zu erkunden hatten wir nie. Da hätte es eine weitere Woche gebracht, die wir leider nicht hatten.
Dieser Trip war eher das genaue Gegenteil zu einem Strandurlaub: Ein Abenteuer, das einem Dinge abverlangt und wo man hinterher auf das geleistete stolz sein kann.
Ich weiß nun, wie es sich anfühlt, wenn man um sich herum nur Wasser sieht… und das auch morgen noch so sein wird und vermutlich übermorgen.
Wie es ist wenn man nicht aus kann und gezwungen ist die Sache zu Ende zu bringen, no matter what, weil man eben nicht aussteigen kann, nicht anhalten, keine Pause machen, auch wenn man gerne würde (und ich gestehe zwischendrin hatte ich den Moment).
Man steckt mitten drin, der Ozean hat einen in seiner Gewalt, und alles was man tun kann ist sich mit ihm zu arrangieren…
Und eigentlich ist es genau das was ich erleben wollte.
Ich bin froh das erlebt zu haben. Bin glücklich über dieses Abenteuer. Und insgesamt rundum zufrieden.
Und nichts desto trotz freue ich mich heute abend in mein eigenes 1,4m breites Bett zu fallen 😉
So long and thanks for all the fish, bis zum nächsten Mal!
Euer
Jörg